Ennepe-Ruhr-Kreis warnt vor finanzieller Überlastung durch Sozialhilfe
Peter Baranec
Landkreistag NRW fordert Unterstützung von Bund und Land – Sozialausgaben steigen um über 16 Prozent.

Die Kreisverwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises schließt sich der Warnung des Landkreistags Nordrhein-Westfalen an: Die stark steigenden Sozialausgaben bringen Kommunen an ihre Belastungsgrenze. Laut Statistischem Landesamt stiegen die Leistungen der Sozialhilfe in NRW 2024 auf 5 Milliarden Euro – ein Plus von 16,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders deutlich fiel die Steigerung bei der Hilfe zur Pflege (+20 %) und bei der Hilfe zur Gesundheit (+30 %) aus.
Dr. Martin Klein, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags NRW, betont, dass Sozialhilfe eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die nicht allein von den Kommunen finanziert werden kann. Viele Kostenpositionen – etwa für Kinder- und Jugendhilfe oder Eingliederungshilfe – sind in den aktuellen Zahlen noch nicht einmal enthalten.
Auch Kreiskämmerin Andrea Stöhr macht deutlich, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis als Sozialhilfeträger längst an der Belastungsgrenze ist. Sie verweist auf den „Kommunalen Finanzreport 2025“ der Bertelsmann Stiftung, der für die Kommunen in NRW ein Rekorddefizit von rund 7 Milliarden Euro ausweist. Ursachen sind hohe Inflation, schwache Konjunktur und steigende Sozialausgaben.
Bedeutung für Kämmerer
Für kommunale Finanzchefs sind die Zahlen ein Weckruf: Die Finanzierung der Sozialhilfe belastet nicht nur Kreishaushalte, sondern über die Kreisumlage auch die Haushalte der Städte und Gemeinden. Ohne strukturelle Änderungen drohen weitere Steuererhöhungen, um den Pflichtaufgaben nachzukommen. Kämmerer sollten daher frühzeitig Szenarien für die Haushaltsplanung entwickeln, die steigende Sozialausgaben berücksichtigen, und gleichzeitig auf eine stärkere Kostenbeteiligung von Bund und Land drängen.
Hintergrund Sozialleistungen
In NRW sind Kreise und kreisfreie Städte Hauptträger der vom Bund veranlassten kommunalen Sozialhilfeleistungen. Dazu zählen Hilfe zur Pflege, Hilfe zur Gesundheit, Kinder- und Jugendhilfe sowie Eingliederungshilfe. Die Finanzierung erfolgt größtenteils über die Kreisumlage.