Bocholt beschließt ersten Kommunalen Wärmeplan
Peter Baranec
Orientierungsrahmen für klimafreundliche Wärmeversorgung – wirtschaftliche Machbarkeit im Fokus

Die Stadt Bocholt hat gemeinsam mit der Bocholter Energie- und Wasserversorgung GmbH und der con|energy GmbH den ersten Kommunalen Wärmeplan erarbeitet. Die Stadtverordnetenversammlung hat das Konzept nun einstimmig beschlossen.
Die Planung ist technologieoffen – sie schreibt keine Heiztechnik für bestimmte Gebiete vor, sondern zeigt, welche Lösungen aus wirtschaftlicher Sicht am wahrscheinlichsten sind. Ziel ist, einen Fahrplan für die klimafreundliche Wärmeversorgung zu schaffen und gleichzeitig herauszufinden, wo Wärmenetze sinnvoll ausgebaut werden können und wo dezentrale Heizsysteme nötig bleiben.
Bestehende Wärmenetze und Ausbaupotenziale
Derzeit gibt es in Bocholt zwei leitungsgebundene Wärmenetze:
- Feldmark West: Bereits auf treibhausgasneutrale Versorgung aus einer Biogasanlage umgestellt. Ein weiterer Ausbau ist möglich, wenn der Wärmebedarf sinkt.
- Europaplatz: Muss auf alternative Energieversorgung umgestellt werden, bevor eine Erweiterung in die Innenstadt möglich ist.
Zusätzlich sollen Machbarkeitsstudien für den Industriepark, Liedern und Fildeken klären, ob dort neue Wärmenetze wirtschaftlich betrieben werden können. In allen Gebieten, in denen sich dies nicht lohnt, müssen Eigentümer künftig auf individuelle Lösungen setzen, meist Wärmepumpen.
Zukunftsszenarien und Infrastrukturbedarf
In den meisten Quartieren gilt die strombasierte Wärmepumpe als wahrscheinlichste Heizoption. Dafür muss das Stromnetz entsprechend ausgebaut werden. Auch Gasnetze und mögliche Umnutzungen mit Wasserstoff oder Biomethan wurden betrachtet – deren Einsatz ist aber derzeit weder mengen- noch preissicher vorhersehbar.
Die Bocholter Stadtwerke wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren einen Transformationsplan für Gas- und Stromnetze erstellen. Er soll auch sicherstellen, dass in Gebieten ohne Wärmenetz ausreichend Energie für dezentrale Systeme zur Verfügung steht.
Bedeutung für kommunale Finanzplaner
Für Kämmerer bedeutet der Wärmeplan vor allem Planungssicherheit: Investitionsbedarfe für Infrastruktur und Beratungsangebote lassen sich früh kalkulieren. Gleichzeitig ist er ein Instrument, um Fördermittel gezielt einzuwerben – etwa für Sanierungsprogramme oder Netzumbauten. Die Stadt Bocholt plant, Eigentümern Förderungen für Beratungen durch zertifizierte Energieberater anzubieten, um die Sanierungsquote zu steigern.
Weitere Informationen zur Wärmeplanung unter www.bocholt.de/waermeplanung.